Zeitarbeit hat einen schlechten Ruf. Aber stimmen die Gerüchte um Hungerlöhne und miserable Arbeitsbedingungen trotz Vollzeitstelle tatsächlich?
Die Idee zur Zeitarbeit entstand vor über 60 Jahren in Amerika, als ein Unternehmer seine kurzfristig erkrankte Sekretärin zeitweise ersetzen musste und darin eine Marktlücke erkannte. Heute sind knapp 500 Unternehmen in der sogenannten Arbeitnehmerüberlassung tätig. Leiharbeiter finden Arbeitsplätze meistens in Dienstleitungsbranchen wie der Hotellerie oder im Telekommunikationswesen.
Schlechtes Image: Warum Zeitarbeit einen so schlechten Ruf hat
Als Zeitarbeit oder Temporärstelle bezeichnet man Vertragsmodelle, in denen Firmen ihre eigenen Mitarbeiter an andere Firmen verleihen und dafür eine entsprechende ‚Leihgebühr‘ erhalten.
Von Beginn an hatten Temporärstellen einen schlechten Ruf. Er stand für Sozialabbau, Abzocke und berufliche Unsicherheit. Viele Unternehmen haben sich die Zeitarbeit zunutze gemacht, um feste Mitarbeiter durch Leihpersonal zu ersetzen, weil sie diese kurzfristiger entlassen können und Sozialabgaben sparen.
Der ursprüngliche Zweck, einen vorübergehenden Bedarf an Arbeitskräften für Krankheitsfälle und Sonderprojekte zu decken, ist damit entrückt.
Mitarbeiter in Zeitarbeit verdienen in der Regel noch immer erheblich weniger als festangestellte Kollegen in derselben Position. Dadurch sind weder private Vorsorge noch ein höherer Lebensstil möglich. Nicht selten werden Leiharbeitern noch immer Arbeitsverträge angeboten, die die Zahlung bei Krankheit, vorübergehender Nichtbeschäftigung oder Urlaub ausschließen.
Mitarbeiter in der Arbeitnehmerüberlassung werden oft in Firmen eingesetzt, die weit vom Wohnort entfernt sind. Oftmals müssen auch kurzfristig Arbeitsplätze gewechselt werden und die Mitarbeiter finden keinen festen Kollegenkreis oder Platz im Unternehmen.
Besser als ihr Ruf: Was für die Zeitarbeit spricht
Mittlerweile ist Zeitarbeit besser als ihr Ruf. Es wurden Mantel- und Entgelttarifverträge geschlossen, die die Arbeitsbedingungen und das Gehalt von Zeitarbeitnehmern regeln. Zeitarbeit folgt dem allgemeinen Trend, wieder vermehrt nach Qualifikation zu bezahlen.
Für viele Arbeitnehmer kann der temporäre Arbeitsvertrag eine echte Chance sein. Wenn sie ihr Können unter Beweis stellen konnten, bekommen rund 30% der Zeitarbeitnehmer einen festen Arbeitsvertrag angeboten. Unternehmen, die sich von der Qualifikation eines Leiharbeiters überzeugen konnten, sparen die Kosten für die Einarbeitung eines neuen Mitarbeiters sowie den Kosten- und Zeitaufwand für die Personalauswahl. Je höher die Qualifikation, desto höher ist für einen Leiharbeiter auch die Chance auf Übernahme. Ein durchschnittlicher Leiharbeiter bekommt nach 3 Einsätzen eine Festanstellung angeboten. Auch Leiharbeiter profitieren davon, dass sie sich nach einem erfolgreichen Einsatz nicht einem aufwändigen Bewerbungsprozess stellen müssen.
Viele Vorteile bietet die Leiharbeit vor allem für Geringqualifizierte, denen aufgrund ihrer mangelnden Ausbildung ansonsten kaum ein Weg in die Arbeitswelt offen stünde. Sie erhöht auch die Chancen für Arbeitnehmer, die im hohen Alter noch einmal auf Jobsuche gehen müssen.
Der Einsatz in verschiedenen Tätigkeitsfeldern erhöht bei Leiharbeitern die Erfahrungen und Kompetenzen und damit auch die Chance auf einen festen Arbeitsplatz. Selbst gut ausgebildete und studierte Arbeitnehmer suchen den beruflichen Einstieg heute über Zeitarbeit, wie beispielsweise Ingenieure, die nach ihrem Abschluss durch Projektarbeit in feste Anstellungen gelangen können.
Um auch im Sprachgebrauch ein Stück weg vom schlechten Image zu rücken, wird Zeitarbeit heute gelegentlich auch als Arbeitnehmerüberlassung bezeichnet.
Zeitarbeit, auch temporäre Jobs genannt, findet man bei spezialisierten Anbietern oder auf führenden Stellenportalen wie workpool.